Grit Richter at ART DEMO DAY
Köln
Grit Richter macht Malerei, die sich zwischen Abstraktion und Figuration bewegt und somit ebenso vielseitig ist, wie das, was sie ausdrückt: unsere Gefühle und Gedanken.
Grit Richter studierte zwei Jahre lang an der Hochschule für Bildende Künste Dresden bevor sie nach Hamburg wechselte und ihr Studium dort 2007 abschloss. Sie war in der Klasse von Norbert Schwontkowski, der mit seinem Blick für kurze Momente und Absurditäten und der Gabe darin das große Ganze widerzuspiegeln, sicherlich eine prägende Figur für Grit Richter war.
Florian Waldvogel, der Kurator des ersten ART DEMO DAYs, hat mit den sieben Künstlern der Gruppenausstellung ein kurzes Interview geführt. Wir stellen nun eine Woche lang jeden Tag ein neues Interview vor.
Florian Waldvogel: Was hast Du während des Kunststudiums als prägend empfunden?
Grit Richter: Die inspirierenden und ernüchternden Begegnungen mit Lehrenden, die vielen Aha-Momente und das Durchhaltevermögen und den Ehrgeiz, den man sich im Studium schleunigst zulegen sollte.
FW: Inwieweit sind gesellschaftliche Bezüge wichtig für Deine Arbeit?
GR: Gesellschaft meint, im soziologischen Sinne, eine größere Gruppe zusammenlebender Menschen. Im staatsrechtlichen Sinne, die dem liberalen Staat gegenüberstehenden Bürger. Als Person und Künstlerin nehme ich teil an der Gesellschaft und interessiere mich für das politische und global- wie lokalgesellschaftliche Geschehen. Da ich meine künstlerische Autorenschaft als untrennbar von meinem privaten Ich empfinde, fließt dieses Interesse zwangsläufig in meine Arbeit mit ein. Im Vordergrund für meine Arbeit steht der soziologische Aspekt. Ich setze mich mit der Komplexität, Wahrnehmung und Vermittelbarkeit von inneren Prozessen wie Emotionen, Erinnerung und Unbewusstem auseinander und versuche mit einer abstrakten Formensprache bildnerische Gleichnisse dieser Prozesse zu entwerfen.
Dem liegt zunächst die Erforschung und Verarbeitung persönlicher Erinnerungen und Denkstrukturen zugrunde. Durch die Transformation in eine abstrakte Formensprache möchte ich das Kollektive solcher individuellen emotionalen und gedanklichen Prozesse herausstellen. Ausgehend von einer Ähnlichkeit in der Wahrnehmung und emotionalen Verarbeitung der Menschen, und von einem „kollektiven Gedächtnis“, versuche ich Assoziationsräume zu schaffen, die der Ungreifbarkeit innerer Systeme eine Gestalt verleiht.
FW: Was ist eine Ausstellung?
Eine Ausstellung ist ein Ort, ein Geschehen oder ein Zustand, an dem Dinge wie zum Beispiel Kunst, Spielzeug, Artefakte, Zeitzeugnisse und im Prinzip eigentlich fast alles Vorstellbare einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht und präsentiert werden; meist in einem inhaltlichen, thematischen, kuratorischen oder sonstwie verknüpfenden Kontext stehend.
FW: Kann abstrakte Malerei politisch sein?
Ich finde den Begriff politisch dennoch schwer zu definieren. Ich gehe von meinem privaten Verständnis des Begriffs aus, das sich auf den Aspekt des Gesellschaftlichen, statt den des Staatlichen, konzentriert. Man setzt sich also mit gesellschaftlichen Problemen und Fragestellungen auseinandersetzt und kann dazu auch in seiner künstlerischen Arbeit Stellung beziehen. Grundsätzlich denke ich also, ja, abstrakte Malerei kann politisch sein, wenn man das Abstrakte mit Inhalten auflädt und sich die Abstraktion somit über eine rein formale und konzeptuelle Untersuchung hinausbewegt.
FW: Gibt es ein Bedürfnis danach, politisch zu sein?
Es ist nicht meine Intention politische Kunst zu schaffen, doch im Endeffekt ist sie es da ich Themen anspreche, die uns persönlich und uns als Gesellschaft betreffen und eine Reflexion darüber auslöse. Vielleicht ist es ein unterbewusstes Bedürfniss politisch zu sein. Als Privatperson setze ich mich natürlich mit Problemen auseinander, die uns als Gesellschaft betreffen, aber zugegebenermaßen wenig an ein staatsbürgerliches Denken geknüpft, sondern eher global, den Menschen an sich betreffend. Ich denke, das treibt mich auch als Künstlerin an: die Auseinandersetzung mit dem Menschsein an sich und dem Menschsein in einer unspezifischen Gesellschaft, die Konflikten, Emotionen und Problemen gegenübersteht.
ART DEMO DAY
Read the English Version / Zum Interview auf Englisch
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